27. November 2016

Viva Fidel



Man fühlt die Zeit wie Sand durch die Finger ringen, wenn die großen Namen der eigenen Jugend sterben.
Jetzt also auch der Maximo Lider, Fidel Castro. Der Mann, der seine Karibikinsel von Mafiagangstern, CIA und deren Marionetten-Diktator Batista befreite. Und der sie zunehmend wie ein Bleigewicht vom Aufbruch in die Moderne abhielt.
Kuba hat eine vorbildliches Gesundheit- und Schulsystem. Und es ist ein riesiges Museum, ein Paradies für Touristen und Oldtimerfans. Und es wurde zu einem Gulag für die Einheimischen, so zumindest die Washington Post. Allerdings waren Castro und die USA ja auch Erzfeinde, nachdem Fidel sich, nach einem kurzen Flirt mit den New Yorkern, den Russen zuwandte. Ein Charismatiker, dem seine Bedeutung so übergroß erschien, dass er den Nikita Chruschtschow während der Kubakrise aufforderte, Atomwaffen einzusetzen. Ein Mann den die Frauen so sehr liebten, dass der eifersüchtige Hollywood-Star Ava Gardner ihre deutsche Rivalin Marita Lorenz ohrfeigte. "Asesina mia" nannte Castro die Bremerin später, nachdem diese sich geweigert hatte eben genau das zu tun, ihren Liebhaber Castro für die CIA zu ermorden.

Castro, der bei seinem Volk auch berüchtigt dafür war, stundenlange Reden in sengender Sonne zu halten. Un es war nicht klug, sich aus dem Publikum davonzuschleichen. Mit Touristen zu reden, war ebenfalls nicht ratsam. Ich selbst musste zwei mal mit ansehen, wie Menschen, die sich mit mir unterhalten wollten, von Polizisten abgeführt wurden. Privilegierte Kubaner, die ihre Zimmer als Casa Particular vermieten durften, erzählten mir, dass es für solche Vergehen zunächst einige Ermahnungen und dann Zwangsarbeit als Strafe gebe. Danach mied ich den Umgang mit Kubanern, die sich mir allzu vorsichtig näherten. Auch die Uni, die ich in Sancti Spiritus besuchte, kannte den Inhalt meiner Briefe an einen ihrer Studenten schon, bevor ich ankam. Was nicht schlimm war, man schrieb sich ja nur Harmloses.

Castro hatte dieses Land beeinflusst, wie vielleicht kein anderer Regierungschef sein Land je beeinflusst hatte. Im Guten und im Schlechten. Das konnte er, weil er im Gegensatz zum bald schon getöteten Kampfgenossen Che Guevara auf Kuba blieb. Nachdem er sich seinen Weg aus dem Dschungel auf den Regierungssitz erkämpft hatte, blieb er auch darauf sitzen. Er war ja schon Ikone, dem von Hugo Chávez über Oliver Stone bis Diego Maradona viele huldigten. Was jetzt wird?

Fidel Castro: "Egal, wer fällt oder wer stirbt. Die kubanische Revolution wird nicht verschwinden." Zumindest nicht aus der Geschichte.

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