19. März 2018

Wie war´s auf der Buchmesse?


Rocketrocker und ich haben diesen Sonntag, 18. März 2018, auf der Leipziger Buchmesse gesprochen. Unser Thema: "Die wilde Geschichte der Umbruchsjahre 2015-2017" – Wir ordneten die Gegenwart, die von vielen als krisenhaft, bzw. als Umbruch empfunden wird, neu ein. Der Vorschlag wurde von vielen Menschen gewählt, weshalb wir eingeladen waren als Blogger zu sprechen. Hier meine Erfahrungen von der Leipziger Buchmesse 2018.

Leute: Anscheinend viel weniger als letztes Jahr: 271 000 statt 285 000. Daran waren wohl - wieder einmal - die Medien schuld. "Schnee- und Verkehrschaos" wurde gemeldet. Das schreckte ab. Dabei hatte der eisige Ostwind nur eine kleine Puderschicht über die A9 getrieben. Egal, mir war´s ohnehin immer noch fast zu voll. Das Wichtigste aber: Die Anwesenden waren gut drauf, immer für einen kleinen Small-Talk zu haben. Noch besser aber waren die Kostüme der Besucher der Manga-Comic Con. Von Computerspielen wie WoW über Serienhits wie GoT, Blockbuster wie Avatar und den Marvel-Helden war alles dabei. Wir haben geraten, wie viele Stunden man wohl an einem Papp-Kostüm als Iron Man bastelt? Und ob der ambitionierte Bastler sich damit automatisch als Nerd qualifiziert? Ach ja, dann waren da noch die beiden Frauen - Mutter und Tochter ? - die einen Kaffee tranken. Das Messeprogramm lag neben ihnen auf dem Tisch und ich habe gut gelaunt gefragt, ob ich etwas darin nachschlagen könne? Die Beiden haben mich angeschaut, als habe ich gefragt, ob ich ihre Handtaschen durchsuchen dürfe. "Oh, wenn das so schlimm ist, dann lasst Euer Programm halt bei Euch." Das hat es auch nicht besser gemacht, den Blicken nach zu schließen. Blöd, jetzt habe ich die Beiden ans Ende meines "nette-Leute"-Absatzes gestellt.

VIPs: Es gab eine lange Schlange. Da lag der Verdacht nahe, an deren Anfang müsse ein Promi sitzen. Wer das denn sei, fragte ich. "Sebastian Fitzek". Mit dem hätte ich gerne ein Foto gemacht. Die Schlange war aber zu lang. Gott sei Dank habe ich kurz danach Jack Sparrow und den Sensenmann getroffen. Bei der ARD saß der Schauspieler Dominique Horwitz auf einem Podium im Gespräch. Solange ich zuhörte, erzählte er davon, wie gerne er mehr Zeit für mehr Freunde hätte. Konnte ich gut nachvollziehen. Spannender war aber das Framing. "Klotzen, nicht kleckern" ist auch auf der Buchmesse das Motto unseres Haushaltsabgaben-Giganten. Riesige Fläche und neben mehreren Kameras thronte in einer extra Kanzel ein Mischpult, welches das Berghain grün vor Neid hätte werden lassen. Mein Anliegen ans Öffentlich Rechtliche zu mehr Bescheidenheit, scheint ein Einzelfall zu sein. Die Besucherreihen waren jedenfalls bis auf den letzten Platz gefüllt. Dann traf ich vielleicht noch Bestseller-Autor Frank Schätzing. Da ich aber zunächst dachte, es wäre der Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi, ließ ich ihn stehen. Man muss ja nicht mit jedem gesehen werden. Obwohl, bei Konrad Kujau wäre ich wohl schwach geworden. Aber der hat ja bereits vor 18 Jahren den Sensenmann getroffen.



Rocketrocker und Dr. Jens Hirt: Ich reite ja nicht so gerne auf meinem akademischen Titel herum. Aber unser Auftritt begann, indem mein Kollege genau diesen so in den Vordergrund rückte, dass ich kurz rot wurde, glaube ich. Muss dringend mal unser Video ansehen. Insgesamt waren wir gut. Niemand ist gegangen, niemand hat gebuht, manche haben gelächelt. Es wurden im Lauf der Rede sogar immer mehr Leute. Vielleicht weil wir im Gegensatz zu allen Anderen nicht im intellektuell-gesetzten Sitzmodus vortrugen. Vielmehr spielten wir uns manchmal die Bälle zu und performten im Stehen. Frei nach Albert Mehrabian wird unser aller Wahrnehmung ja nur zu 7% vom Inhalt bestimmt. Zumindest mit den anderen 93% konnten wir wohl überzeugen. Immerhin waren am Ende geschätzt 40 Interessierte anwesend. Ach ja - das Ende. Eigentlich sollten ja alle Blog-Speaker 30 Minuten sprechen. Die vor uns hatten leicht überzogen. Uns hielt die Organisation nach weniger als 20 Minuten das Schild hin: "Nur noch 5 Minuten." Zensur! Nach einem Bier in der Presselounge war dieser Affront sogleich vergessen und es ging wieder auf die Autobahn.

Am Abend hatten mich mehrere Menschen angerufen gehabt und gefragt, ob ich das "Verkehrschaos" gut überlebt habe. Meine Eltern hatte ich gleich mehrfach auf der Mailbox. Als ich vor fünfzehn Jahren regelmäßig im Schwarzwald unterwegs war gab es manchmal vom Tal bis in die Höhe Schneeverwehungen. Da haben die nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Andere Medienzeiten?

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